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AutorenbildRembrandt Happel

Kannst du durch Zaunbau reich werden?

Wenn du einen Zaunbauer fragst, warum er Zaunbauer geworden ist, wirst du die unterschiedlichsten Antworten bekommen. Meistens ist es so etwas wie “Ich möchte gerne im Freien arbeiten,” “Ich arbeite gerne mit schwerem Werkzeug” oder “Ich baue gerne Dinge, die noch jahrzehntelang jeder sehen wird”. Manchmal hören wir auch: “Ich war zu dumm, um etwas anderes zu machen” und dann schalten wir sofort auf Durchzug, denn du musst wirklich klug und geschickt sein, um Zäune bauen zu können. Klüger zum Beispiel als ähh, na ja, wir wissen es auch nicht.

Jedenfalls bekommst du nur selten eine Antwort wie: “Weil ich reich werden möchte.” Und wenn du diese Antwort doch bekommst, würdest du den Zaunbauer wahrscheinlich auslachen, denn niemand, der bei Verstand ist, denkt beim Zaunbau daran, reich zu werden.

Zufälligerweise sind wir neulich im Internet auf eine kleine Grafik gestoßen, die zeigt, wie reich du sein musst, um zu den reichsten 1 Prozent der Bevölkerung eines Landes zu gehören. Da dachten wir: Könntest du durch Zäune bauen tatsächlich reich werden, wenn du es wolltest?


In der Tabelle sind nicht alle europäischen Länder aufgeführt, aber in Frankreich, Deutschland und Großbritannien liegt die Grenze bei etwas mehr als 3 Millionen US-Dollar, also nehmen wir spaßeshalber mal 3 Millionen Euro und schauen, wie viele Meter du dafür setzen musst.

Um es einfach zu halten, nehmen wir mal einen selbständigen Monteur, der sich als Subunternehmer an Zaunbauer vermietet. Unser Monteur hat einen abbezahlten Montagewagen und Werkzeug. Er hat kein Büro, keine Sekretärin und keine weiteren Ausgaben. Er muss sich nicht um Werbung und Verkauf kümmern - das machen die Zaunbauer, für die er arbeitet. Sie bringen auch das Material für ihn zur Baustelle. 

Jetzt kommt es natürlich ein bisschen auf den Zauntyp an, wie viele du davon an einem Tag bauen kannst und was daher ein einigermaßen vernünftiger Montagepreis ist. In Deutschland, wo die Pfosten in Beton gesetzt werden, kannst du weniger Meter machen als in den Niederlanden, wo die meisten Zäune gerammt werden. Und wenn du in Belgien oder Frankreich wohnst und für fast jeden Zaun Betonplatten eingraben musst, bist du noch etwas länger beschäftigt.

Es würde zu weit führen, all diese Unterschiede zu berücksichtigen. Nehmen wir also einmal an, unser Monteur verbringt sein ganzes Leben nur damit, Gittermattenzäune zu montieren – mit allen Pfosten in Beton – und bekommt dafür 10 Euro pro Meter. Um 3 Millionen Euro zu verdienen, muss er dann 300.000 Meter Zäune montieren. 

Ist das überhaupt machbar? Angenommen, er hat mit 20 angefangen zu arbeiten und sein Rücken ist mit 60 verschlissen, dann hat er 40 Jahre Zeit, um mit dem Bauen von Zäunen reich zu werden. 300.000 Meter geteilt durch 40 Jahre, geteilt durch 220 Arbeitstage im Jahr sind 34 Meter pro Tag.

Das wäre doch machbar, oder? 34 Meter am Tag? 14 Löcher graben, 14 Pfosten setzen, dazwischen 13 Gittermatten montieren, das sollte klappen. Mit zwei Mann auf jeden Fall. An guten Tagen schaffst du vielleicht sogar mehr, aber wir kalkulieren vorsichtig und berücksichtigen auch Tage, an denen du an einem Gefälle arbeiten musst, Material über weite Strecken tragen musst oder Tage, an denen der Boden voller Steine ist.

Das würde bedeuten, dass der Kunde 20 Euro pro Meter für die Arbeitskraft zahlt. Zuzüglich Beton, Reisekosten und einer gewissen Marge für den Zaunbauer, der das Projekt verkauft hat, würdest du mit dem Montagepreis pro Meter irgendwo zwischen 25 und 30 Euro landen. Das erscheint uns ein bisschen teuer, aber wir kennen Zaunbauer, die von ihren Kunden einen solchen Preis bezahlt bekommen.

Ok schön, dann haben wir es. Es ist also möglich, als Zaunbauer 3 Millionen Euro zu verdienen. Oder haben wir jetzt etwas vergessen?

Natürlich muss unser Zaunbauer in all den 40 Jahren auch von etwas leben. Wir möchten diese 3 Millionen Euro nach 40 Jahren harter Arbeit auf der Bank haben, also können wir sie nicht dazu verwenden, um davon Miete und Lebensmittel zu bezahlen. Der durchschnittliche Zaunmonteur isst drei Big Macs am Tag und trinkt sechs Dosen Red Bull, was ihn allein 27 Euro pro Tag kostet. 

Nun gibt ein Zaunmonteur, der den ganzen Tag mit dem Montieren von Zäunen verbringt, ansonsten nicht viel Geld aus. Rechnen wir mit einem Bruttolohn von 3000 Euro, kann er eine Wohnung mieten, seine Rechnungen bezahlen und wenn unser Zaunbauer nicht zu viele Big Macs isst, hat er immer noch Geld für ein Brazzers-Abo übrig, um die Stunden zu überstehen, in denen er keine Zäune bauen kann.

Bei 12 Monaten und 40 Jahren brauchen wir dann zusätzlich 1,44 Millionen Euro, um diese 300.000 Meter in den Boden zu bekommen. Das sind 4,80 Euro pro Meter. Mal zwei Monteure treibt die Kosten in Bezug auf die Arbeitskraft stark in die Höhe, jetzt sind wir schon fast bei 30 Euro pro Meter statt bei 20.

Und noch eine Kleinigkeit hatten wir vergessen: Unser Monteur kann nicht alle diese 300.000 Meter am Samstag montieren und sich in bar bezahlen lassen (obwohl wir einen Zaunbauer kennen, der das versucht hat und damit auch durchgekommen ist), die Steuerbehörden möchten auch einen Teil des Kuchens abhaben. Oder sagen wir ruhig eine ganze Bäckerei voller Kuchen, denn selbst wenn wir der Einfachheit halber nur die Körperschafts- und Einkommenssteuer rechnen, bedeutet das in den meisten Ländern, dass (mehr als) das Doppelte reinkommen muss.

Darauf haben ‘wir’ uns alle geeinigt.

Steuern pro Land

Land

Körperschaftsteuer

Einkommensteuer

Benötigt für 3 Millionen netto

Österreich 🇦🇹

25%

55%

8.89 Millionen

Belgien 🇧🇪

25%

50%

€ 8.00 Millionen

Frankreich 🇫🇷

30%

49%

€ 8.40 Millionen

Deutschland 🇩🇪

30%

48%

€ 8.16 Millionen

Großbritannien 🇬🇧

19%

47%

€ 6.99 Millionen

Irland 🇮🇪

25%

40%

€ 6.67 Millionen

Luxemburg 🇱🇺

25%

45%

€ 7.27 Millionen

Niederlande 🇳🇱

25%

50%

€ 8.00 Millionen

Schweiz 🇨🇭

17%

34%

€ 5.44 Millionen

Wo führt uns das hin? Wenn du 34 Meter an einem Tag montieren kannst und mit der Zaunmontage so reich werden möchtest, dass du zu den reichsten 1 Prozent deines Landes gehörst, musst du in der Lage sein, dich für mehr als 25 Euro pro Meter zu verkaufen. Da wir nur wenige Firmen kennen, die solche Beträge an Subunternehmer zahlen, kommen wir zu dem Schluss, dass du als Zaunbauer niemals zu den reichsten 1 Prozent der Bevölkerung eines Landes gehören wirst. Es ist also gut, dass du nicht Zaunmonteur geworden bist, weil du reich werden wolltest, denn das hätte zu einer Enttäuschung geführt.

Während wir noch den Taschenrechner auf dem Tisch hatten, haben wir auch ein paar Berechnungen in die andere Richtung angestellt. Wenn du dich für 10 Euro pro Meter als Subunternehmer verkaufen kannst, während du 4,80 Euro zum Leben brauchst, musst du 40 Jahre lang 66 Meter am Tag schaffen, um am Ende 3 Millionen auf der Bank zu haben. Das ist fast die gleiche unmögliche Herausforderung, als würdest du dich für 25 Euro pro Meter verkaufen. Aber wenn wir die gleiche Rechnung mit 7,50 Euro pro Meter machen, schießt die Anzahl der Meter, die du am Tag schaffen musst, plötzlich auf 126 hoch. Eine Verdoppelung, während der Preis nur ein Viertel niedriger ist. Du kommst dann sofort ins Guinness Buch der Rekorde als der Monteur, der die meisten Meter gemacht hat, denn nach 40 Jahren wirst du 1,1 Millionen Meter Zaun gebaut haben.

Wie kann ein so kleiner Unterschied im Preis pro Meter einen so großen Einfluss auf die Anzahl der Meter haben, die du montieren musst, um gut zu leben? In diesem Beispiel ist die große Anzahl der Montagetage (40 Jahre mal 220 Arbeitstage pro Jahr = 8800) ein großer Multiplikator. 

Es zeigt, dass es sich lohnt, bei der Verhandlung des Meterpreises um jeden Cent zu kämpfen – und immer zu versuchen, am Ende des Tages einen zusätzlichen Meter rauszuquetschen. 

Denn wenn du für jeden Meter, den du machst, 1 Euro mehr bekommst, hast du bei 34 Metern pro Tag nach 40 Jahren fast 300.000 Euro mehr auf der Bank. Wenn du 40 Meter am Tag schaffst, beträgt dein Guthaben 350.000 Euro. Auch wenn du mit dem Zaunbau nicht zu den reichsten 1 Prozent deines Landes gehören kannst, musst du also kein armer Schlucker sein. 

Wie viele Meter hast du in deinem Leben schon montiert? <


Der 1% Club

Individuelles Nettovermögen, das benötigt wird, um zu den obersten 1% in ausgewählten Ländern und Territorien zu gehören, Q4 2023

Land

Benötigtes Vermögen (US Dollar)

Monaco

12,883,000

Luxemburg

10,832,000

Schweiz

8,509,000

Vereinigte Staaten

5,813,000

Singapur

5,227,000

Schweden

4,761,000

Australien

4,673,000

Deutschland

3,430,000

Frankreich

3,273,000

Vereinigtes Königreich

3,070,000

Italien

2,548,000

Spanien

2,468,000

Japan

1,971,000

Quelle: Knight Frank Studie

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